Die Zahl 420 ist ein fester Bestandteil der Cannabiskultur und mehr als nur ein Code für das gemeinsame Konsumieren von Cannabis. Wir nehmen Dich im folgenden Artikel mit auf eine spannende Reise durch die Mythen, Geschichte und die aktuelle Bedeutung des Zahlencodes.

Mythos und Wahrheit: Die Geschichte hinter dem Zahlencode 420

Es gibt es viele Mythen über die Herkunft des Zahlencodes 420, Four twenty” ausgesprochen. Während einige behaupten, es sei der Polizeicode für "Marihuana-Konsum", nehmen andere an, dass die Zahl der Geburtstag oder Todestag von Reggae-Legende Bob Marley sei. Doch das entspricht ebenso wenig der Wahrheit wie die Annahme, dass die 420 etwas mit der Anzahl an chemischen Verbindungen in Cannabis zu tun hat. Noch ist es das Datum, an dem man unbedingt Cannabis anpflanzen sollte. Und nein, 4:20 p.m. ist auch nicht die Tea Time in den Niederlanden. Die wahre Geschichte hinter der Zahl 420 hat ihren Ursprung vielmehr im Jahr 1971 in Kalifornien.

Fünf Freunde suchen eine Cannabisplantage

Steve Capper und Dave Reddix erzählten im Jahr 2017 in einem Podcast ihre Geschichte zum Hype um die Zahl 420.[1] Einst saß Capper im Herbst 1971 an dem Treffpunkt der fünf Freunde in Richtung einer Mauer, von der sie ihren Spitznamen „The Waldos“ ableiteten. Hier vertraute ihm sein Freund an, dass sein Bruder, der ein Offizier der Küstenwache war, heimlich Cannabis im Wald nahe der Küstenwachenstation in Point Reyes anbaute und dieser Sorge habe, von seinem Kommandanten erwischt zu werden. Deshalb zeichnete er Capper eine Karte mit dem Standort der Plantage, die er dann seinen Freunden zeigte.

Die Teenager beschlossen, nach dem „kostenlosen Gras“ zu suchen und verabredeten sich in ihrer Highschool in San Rafael an der Statue von Louis Pasteur um zwanzig Minuten nach vier Uhr nachmittags (englisch: 4:20 p.m.). Doch ihre Suche war ohne Erfolg. Aufgeben war für die Waldos keine Option. Zur damaligen Zeit gab es noch keine Smartphones mithilfe dessen man sich leicht verabreden konnte. Damit ihnen niemand auf die Schliche kommen konnte, vereinbarten sie den Code „420“ („twnty four“) für weitere Treffen an der Louis-Pasteur-Statue, um sich von dort aus auf den Weg nach Point Reyes zu machen, um weiter nach der Plantage zu suchen.

Ob sie die Cannabisplantage gefunden haben? Nein, leider nicht. Dafür nutzten sie die Zahl 420 als Synonym für ihre gemeinsamen Cannabis-Sessions und verbreiteten den Code in ihrem sozialen Umfeld.

Übrigens: In einem Artikel aus dem Jahr 2023 erklärte Brad Bann, ein Klassenkamerad der Waldos, dass der Code 420 schon vor den Waldos für das gemeinsame Kiffen genutzt worden sein soll.[2] Bann sei Anführer der „Beebs“ gewesen, eine Gruppe von Klassenkameraden der Waldos. Im Jahr 1970 rauchte Bann im Haus seines Freundes Dan Dixon nachmittags Cannabis und als Dixon ihn fragte, wie spät es sei, schaute Bann auf die Uhr und sagte, es sei „twnty four“ und fügte hinzu, dass man eine Bong „laden“ sollte. Ob das tatsächlich so war, können wir natürlich nicht mit Sicherheit bestätigen.

Deadheads verbreiten die Kultzahl 420

Der Bruder von Reddix erzählte einem Freund von dem Code 420, der ausgerechnet der Bassist Phil Lesh von der Rockband „Grateful Dead“ war. Da die Band eng mit der Cannabiskultur verbunden war, übernahmen die Mitglieder den Code und steigerten den Bekanntheitsgrad, indem sie die Zahl 420 bei Konzerten sowie in Interviews nutzten. Natürlich dauerte es nicht lange und auch die Fans der Band, die sogenannten „Deadheads“ übernahmen den Code und trugen ihn in die Welt hinaus.

420 als globales Phänomen

Die Zahl 420 hatte dann mit der Zeit auch Eingang in die Popkultur gefunden. Sie tauchte in Filmen, Fernsehserien und Musikstücken auf. Beispielsweise standen in den Kultfilmen „Pulp Fiction“ und „Lost in Translation“ die meisten Uhren auf 4:20 Uhr. Es gab sogar eine Folge der Serie „Family Guy“ mit dem Titel „420“, in der die Hauptfiguren versuchten, Cannabis zu legalisieren. Und da wir gerade beim Thema Legalisierung sind: Der erste Gesetzesentwurf für die Cannabis Legalisierung in Kalifornien hieß „Bill 420“.

Als eines der bekanntesten 420-Ereignisse gilt das in amerikanischer Schreibweise geschriebene Datum 4/20/2009. An diesem Tag nahmen Snoop Dog und Willie Nelson den bekannten Song „Roll me up and smoke me (When I´m gone) in Amsterdam auf.

Auch heute noch wird die Kultzahl 420 in Filmen aufgegriffen. Ein gutes Beispiel ist der Film „The 420 Movie: Mary & Jane“ aus dem Jahr 2020, in der sich alles um eine Cannabisfarm dreht. Übrigens versteckt sich hierin noch ein Cannabis-Kultbegriff: Mary & Jane. Umgangssprachlich wird „Mary Jane“ schon lange als Begriff für Cannabis genutzt. Dabei leitet sich der Ausdruck von dem Namen „María Juana“ aus dem Spanischen der Indigenen Mexikos ab.

20. April wird inoffizieller Feiertag

In den 1990er Jahren wurde aus der Uhrzeit 4:20 Uhr das Datum 20. April (nach amerikanischer Datumsnotation). Fortan war der 20. April ein inoffizieller Feiertag unter Cannabis-Enthusiasten, um für die Legalisierung von Cannabis einzutreten. Auf der ganzen Welt versammeln sich an diesem Tag Menschen, um Cannabis zu feiern.

Festivals und Veranstaltungen fanden beispielsweise in San Francisco im Golden Gate Park, an der Universität von Colorado auf dem Boulder Campus, im Major´s Hill Park in Montreal (Ottawa) sowie am Alberta Legislature Building in Alberta statt.

An der Universität von Santa Cruz sollen die Veranstaltungen am 20. April große Ausmaße angenommen haben, sodass sich im Jahr 2009 die Campusleitung an die Eltern wandte, um das alljährliche nicht genehmigte „Marihuana-Festival 4/20“ einzudämmen.

Die 420-Festivalaktivitäten breiteten sich weiter über die ganze Welt aus. Sogar an der Universität von Otago in Dunedin, Neuseeland, gab es Veranstaltungen. Deutschland bildete hier keine Ausnahme, denn es gab im Jahr 2017 den „420 Day“ im Görlitzer Park in Berlin.

Fazit

In der heutigen modernen Cannabiskultur hat die Zahl 420 eine vielschichtige Bedeutung angenommen. So steht sie nicht nur für den Konsum und Genuss von Cannabis, sondern auch für die Bewegung, die sich für die Legalisierung, Regulierung und Akzeptanz von Cannabis einsetzt. Für viele Cannabis-Enthusiasten ist die Zahl 420 ein Symbol für Freiheit bzw. für das Recht, selbst über den eigenen Körper zu entscheiden. Zudem steht sie für die Gemeinschaft, die sich um das Thema Cannabis gebildet hat.

Dabei ist der 20. April inzwischen ein wichtiger Tag für politische Demonstrationen, bei denen Aktivisten weltweit für die Entkriminalisierung und Legalisierung von Cannabis kämpfen. Dementsprechend ist die 420 weit mehr als nur eine Zahl oder ein Code. Vielmehr steht die Zahl 420 für eine Kultur, die sich über Jahrzehnte hinweg über die gesamte Welt entwickelt hat sowie ein faszinierendes Beispiel dafür, wie eine einfache Zahl zu einem weltweiten Phänomen werden kann.

Quellen und Studien

[1] Podcast „Criminal“, 04.07.2017, Folge 64, „420“, Download am 19.08.2024 von [Quelle]

[2] SFGATE, by Lester Black, Cannabis editor, 17.04.2023, „The Bay Area origins of 420 are full of controversy“, Download vom 19.08.2024 von [Quelle]