Monatelang hast Du Deine Cannabispflanzen gehegt und gepflegt. Jetzt ist die langersehnte Ernte zum Greifen nah. Doch das ist kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen. Es gibt noch viel zu tun! Damit in der letzten Phase garantiert nichts schiefläuft, erklären wir Dir, wann der richtige Erntezeitpunkt ist und wie Du effizient erntest.

Das angestrebte Ziel ist, dass Deine Blüten potent sind und viel Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten. Schneidest Du Deine Buds jedoch zu früh ab, ist der THC-Gehalt zu gering. Bist Du zu spät dran, hat der Abbauprozess von THC bereits begonnen und das Cannabinoid wandelt sich in Cannabinol (CBN) um. Wann ist es also Zeit, mit der Ernte zu beginnen?

Auf der Verpackung von Cannabissamen steht normalerweise der Hinweis, wann die Cannabispflanzen erntereif sind, zum Beispiel in X Wochen beim Indoor-Anbau, X Wochen beim Outdoor-Anbau oder aber ein bestimmter Monat. Allerdings verrät Dir dieser Hinweis nicht den genauen Erntezeitpunkt, sondern ist eher als allgemeiner Richtwert anzusehen – den genauen Erntezeitpunkt erkennst Du vielmehr an den Trichomen.

Der richtige Erntezeitpunkt – achte auf die Trichome

Die beste Methode, um festzustellen, ob Deine Pflanzen erntereif sind, ist das Beobachten der Trichome (Harzdrüsen). Die winzig kleinen haarähnlichen Wucherungen ragen aus den Blüten und Zuckerblättern heraus und geben der Pflanze ein frostiges weißes Aussehen.

Um die Trichome besser sehen zu können, nutze ein Taschenmikroskop, eine Juwelierlupe oder einfach die Smartphonekamera. Stark vergrößert sehen die Trichome wie kleine Glasperlen aus. Während des Reifeprozesses verändern sie ihr Aussehen von kristallklar zu milchig-weiß und am Ende zu bernsteinfarben. Je nach Farbe werden den Blüten folgende Effekte zugeschrieben:

  • Kristallklare Trichome haben die volle Potenz noch nicht erreicht.
  • Milchig-weiße Trichome sollen ein energetisches High hervorrufen können.
  • Bernsteinfarbene Trichome sollen ein körperliches High auslösen können.
  • Milchig-weiße und bernsteinfarbene Trichome gemischt versprechen ein Körper- und Kopf-High.

Die meisten Grower beginnen mit der Ernte, wenn ungefähr 70 Prozent der Trichome milchig oder trüb, 15 Prozent klar und 15 Prozent bernsteinfarben aussehen. Dann soll der Höhepunkt der THC-Produktion erreicht sein.

Blätter, Blütenstempel und Blütenkelche – wie verändern sie sich?

Auch wenn das Aussehen der Trichome als wichtigstes Anzeichen für den richtigen Erntezeitpunkt gilt, solltest Du zusätzlich auch die Blätter, Blütenstempel und Blütenkelche im Auge behalten. Diese können weitere wichtige Anhaltspunkte geben.

Wenn die Blätter Deiner Cannabispflanzen während der Wachstumsphase vergilben, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass ein Nährstoffmangel besteht oder Deine Pflanzen von Krankheitserregern/Schädlingen befallen sind. In der Blütephase ist es hingegen völlig normal, dass zunächst die großen Fächerblätter unter den Blüten und dann die kleineren Blätter gelb werden, da die Blüten die dort gespeicherten Nährstoffe benötigen. Nähern sich die Pflanzen dem Ende ihres Lebenszyklus, werden sowohl die Zuckerblätter als auch die Blüten gelb – das gilt es unbedingt zu vermeiden.

Je nachdem, für welche Genetik Du Dich entscheidest, können Deine Pflanzen während der Reifezeit auch rosa, violette oder sogar schwarze Farbtöne annehmen. Abhängig ist dies auch von den Anbaubedingungen. Beispielsweise können kühle Temperaturen dafür sorgen, dass sich die Blüten während der Blütephase violett verfärben.

Des Weiteren kann die Farbe der Blütenstempel ein weiteres Indiz sein, um den Erntezeitpunkt zu bestimmen. Zu Beginn der Blüte kannst Du feine, weiße Härchen entdecken. Das sind die Blütenstempel bzw. die Geschlechtsorgane der weiblichen Cannabispflanze. Ihre Aufgabe ist es, die Pollen einzufangen, die von den männlichen Cannabispflanzen freigesetzt werden.

Wenn die Blüten reifen, ändern die Blütenstempel ihre Farbe von Weiß zu Bernstein. Sind rund 90 Prozent der Blütenstempel bernsteinfarben, soll der THC-Gehalt am höchsten sein. Also ein guter Zeitpunkt, um mit der Cannabisernte zu beginnen.

Achte auch auf die Blütenkelche. Das sind die kleinen „Zwiebeln“, in denen die Blütenstempel liegen. Während die Blüten reifen, werden die Blütenkelche in der Regel praller. Nehmen sie dazu auch noch die Farbe Orange an, ist es Zeit, die Farbe der Trichome zu prüfen.

So bereitest Du die Cannabisernte vor

Wenn Du Cannabis im Freien angebaut hast, nutze einen Tag für die Ernte, an dem es nicht regnet. Erntest Du im Innenbereich, ist es von Vorteil, wenn die Raumtemperatur bei etwa 20 Grad Celsius sowie die Luftfeuchtigkeit bei etwa 50 Prozent liegen. Lege Dir dann folgende Utensilien für die Ernte bereit:

  • scharfe Schere (z. B. Gartenschere oder Trimmschere)
  • normale Gartenhandschuhe
  • Sammelbehälter (z. B. Karton) für die Äste
  • oszillierenden Ventilator für die Luftzirkulation während der Trockenphase
  • Aufhänger oder Kräutertrockner
  • luftdichte Gläser (z. B. Einmachgläser)

Achte auch auf eine saubere Arbeitsfläche.

Nimm Dir ausreichend Zeit für die Ernte, denn je nach Anzahl der Cannabispflanzen und deren Größe, kann der Ernteprozess durchaus arbeitsintensiv sein. Gehe dabei schrittweise vor:

Schritt 1: Abschneiden der Äste

Bei großgewachsenen Cannabispflanzen schneidest Du am besten die blütentragenden Äste immer dort ab, wo ein Ast auf den Hauptstängel trifft, also in der Nähe der Nodien (Knoten). Damit die Äste mit den Blüten keinen Schaden nehmen, lege sie vorsichtig in den Sammelbehälter.

Bei kleinen Pflanzen ist es einfacher, wenn Du sie ganz abschneidest, und zwar ungefähr 12 Zentimeter über der Erdoberfläche in einem 45-Grad-Winkel. Anschließend kannst Du die Äste mit den Blüten entfernen.

Schritt 2: Aufhängen der Äste

Wenn Du die Äste abgeschnitten hast, enthalten die Buds sehr viel Feuchtigkeit und sind weder für das Rauchen noch Verdampfen geeignet, bzw. würde Dich ein unangenehmer rauer Zug mit kaum Geschmack erwarten. Um den Wassergehalt zu reduzieren, hängst Du die Äste umgekehrt zum Trocknen auf. Lass dabei ausreichend Abstand zwischen den einzelnen Ästen.

Da Licht den Abbau von THC fördert, sollte der „Trockungsraum“ dunkel gehalten werden. Optimal ist es zudem, wenn dort eine relative Luftfeuchtigkeit von etwa 50 Prozent sowie eine Temperatur von 20 Grad Celsius herrscht. Gegen die Fäulnisgefahr hilft das Aufstellen eines oszillierenden Ventilators.

Je nach Größe der Blüten dauert die Trocknungsphase etwa sieben bis zwölf Tage. Mit einem einfachen Test lässt sich prüfen, ob Deine Buds trocken sind. Nimm einen kleinen Zweig und verbiege ihn. Knackt der Zweig, sind die Buds trocken.

Schritt 3: Trimmen der Fächerblätter und Zuckerblätter

Schneide die großen Fächerblätter ab, die rund um die Cannabispflanzen wachsen. Dieser Prozess wird als Trockentrimmen bezeichnet und bietet den Vorteil, dass die Blüten langsamer trocknen, sodass sich die Qualität und der Geschmack verbessern. Es besteht auch die Möglichkeit, die Pflanzen vor dem Aufhängen zu trimmen (Nasstrimmen). Zwar trocknen die Blüten dann schneller, dies führt jedoch meist zu einer schlechteren Qualität.

Wenn Du möchtest, kannst Du die abgeschnittenen Fächerblätter aufbewahren, um vielleicht später daraus Cannabis-Tee, Cannabis-Butter oder Edibles herzustellen.

Schritt 4: Aushärtung der Buds

Jetzt ist es Zeit, die getrockneten Buds in Gläser zu füllen. Nutze hierfür Einmach- oder Marmeladengläser und befülle sie zu 3/4 mit den Blüten. Indem Du die Gläser nicht bis oben hin befüllst, verringerst Du die Gefahr, dass sich Mehltau oder Schimmel bildet. Anschließend stellst Du die Gläser an einen dunklen und trockenen Ort. Belasse sie dort für mindestens zwei Wochen. Um eine hohe Qualität und guten Geschmack zu bekommen, lassen die meisten Grower ihre Blüten vier bis acht Wochen lang aushärten.

Öffne die Gläser jeden Tag, damit frische Luft an die Buds kommt und prüfe, ob sich irgendwo Schimmel gebildet hat. Wenn ja, entferne die infizierte Blüte aus dem Glas.

Fazit zur Cannabisernte

Die Cannabisernte ist ein entscheidender und natürlich auch aufregender Moment nach der monatelangen Hege und Pflege der Pflanzen. Besonders wichtig ist der richtige Erntezeitpunkt. Die Trichome (Harzdrüsen) sind der beste Indikator. Dabei ist die optimale Erntezeit erreicht, wenn etwa 70 Prozent der Trichome milchig, 15 Prozent bernsteinfarben und 15 Prozent klar sind. Beobachte zusätzlich die Veränderungen der Blätter, Blütenstempel und Blütenkelche. Diese geben ebenfalls Hinweise auf den Erntezeitpunkt.

Die Ernte erfolgt dann in mehreren Schritten: Abschneiden der Äste, Aufhängen zur Trocknung, Trimmen der Blätter und letztlich das Aushärten der Buds. Dabei sollte die Trocknung in einem dunklen Raum mit kontrollierter Luftfeuchtigkeit und Temperatur erfolgen, damit sich das THC nicht abbaut. Das Aushärten der getrockneten Buds in Gläsern über mehrere Wochen verbessert dann noch Qualität und Geschmack und tägliches Lüften der Gläser verhindert Schimmelbildung. Danach darfst Du Dich auf ein High von Deinen eigenen selbst angebauten Blüten freuen!